EINZELSCHICKSAL

- Unter jeder Uniform steckt nur ein Mensch -

Der VBGO e.V. ist mit der Bergung von Kriegsopfern beschäftigt, deren Schicksale größtenteils bis heute ungeklärt sind. Hierbei machen wir keinen Unterschied in der Nation.
 Jeder Mensch hat das Anrecht auf eine würdige Beisetzung. Seinem Opfer soll gedacht werden.

Im Tode sind alle gleich
.

Anbei sehen Sie einige wenige Beispiele der tausenden Schicksale, die wir seit 1992 klären konnten.
Jeder Tote hat eine Lebensgeschichte die erzählt werden könnte.
Exemplarisch haben wir hier einige kurz vorgestellt

 

 

Lawrenz Burkett mit seiner Frau und zwei seiner Kinder kurz vor seiner Abreise an die Front 1944 - Gefallen im Dezember 1944 - Geborgen am 16.09.2006

Lawrenz BURKETT

Nationalität: US Amerikaner
Erkennungsmarke: BURKETT. LAWRENCE P 34967843
Ausgrabungsort: Deutschland, Dillingen ( Saarland )
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Veröffentlichung in der Saarbrücker Zeitung
Beisetzung von Lawrenz Burkett
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Lawrenz Burkett mit seiner Frau und zwei seiner Kinder kurz vor seiner Abreise an die Front 1944 - Gefallen im Dezember 1944 - Geborgen am 16.09.2006

Lebenslauf                                                                   

 

Name:                                   Lawrence Park BURKETT
Nationalität:                           US Amerikaner
Erkennungsmarke:               BURKETT, LAWRENCE P 34967843

Einheit:                                  357. Infanterie Regiment/ 90. US-Infanterie-Division

Letzter Dienstgrad:              Private (Soldat)

Auszeichnungen:                  Purple Heart (posthum), Bronce Star

Geboren:                               12.02.1916, Jefferson, Ashe County, North Carolina, USA

Gefallen:                                11.12.1944, Dillingen, Saarland, Bundesrepublik Deutschland
Geborgen:                             16.09.2006 durch VBGO

Beigesetzt z. letzten Ruhe:16.06.2007 in Jefferson, Ashe County, North Carolina, USA

 

 

 

Die kräftige Bassstimme von Jefferson

                       

Lawrence Park Burkett wurde am 12.02.1916 in Jefferson, Ashe County, North Carolina als Sohn von David und Rosa Burkett geboren. Sein Vater David war als Friedensrichter, Bezirks-Gefängniswärter und Farmer tätig. Lawrence hatte noch drei Schwestern und einen Bruder. Noch jung an Jahren, wurde er zum Zimmermann ausgebildet und verdiente sich seinen Lebensunter-halt auf den Baustellen der Umgebung. Seine Töchter erinnern sich noch heute daran, dass er oft die ganze Woche über unterwegs war, um sein Geld zu verdienen und das war in der abgelegenen Gegend, in der er lebte nichts Außergewöhnliches. Um überhaupt über die Run-den zu kommen, hielten sich dort viele Leute Schweine und Hühner, so auch Lawrence.  Gerade 17-jährig, heiratete er am 22.Oktober 1933 Dora Marsh. Aus dieser Ehe gingen 3 Kinder hervor: Gladys Ray (1934), Mary Katherine (1937) und Billy Lawrence (1944). Lawrence Burkett war ein sehr freundlicher und allseits beliebter Mann. Er mochte es gerne draußen in der Natur zu sein und fischen zu gehen. Die Jagd in den Bergen auf Bär, Waschbär und Hirsch, bereitete ihm ebenfalls große Freude. Er war bekannt in der ganzen Gegend für seine kräftige Bass-Stimme, die er jeden Sonntag im Kirchenchor der Friendship Baptist Church erhob.


 

Der Soldat Lawrence P. Burkett

 

Die US Army zog Lawrence Burkett im April 1944 zum Dienst ein und verschiffte ihn zusammen mit der 90. Infanterie-Division nach Europa. Sein Sohn Bill war bei der Einberufung gerade einmal 5 Tage alt und aus den wenigen Karten und Briefen, die die Familie erhielt, ging hervor, dass Lawrence immerzu an Bill dachte. Der junge GI trug seinen Töchtern noch auf, Acht zu geben auf Bruder und Mutter. Sohn Bill erhielt gar einen eigens an ihn adressierten und hastig gekritzelten Brief, in dem stand: „Sei ein guter Junge!"

 

Die 90. US-Infanterie-Division erhielt einen schweren Auftrag: Es sollten die deutschen Verteidigungslinien in der Nähe von Saar-brücken überwunden werden. Zur Über-raschung der Deutschen hatten am frühen Morgen des 6. Dezember vier Bataillone dieser Einheit über die Saar angegriffen. Es kam zu schwersten Kämpfen um Häuser und Bunker. Die beiden Bataillone des 357. US-Infanterie-Regiments waren an Pachten vorbeigestoßen und versuchten, den Höhen-zug zu besetzen. Besonders das 1. Bataillon stand unter schwerem Druck von Osten und Norden, konnte sich nur mit Mühe in dem deckungslosen Gelände den Hang hinauf-kämpfen. Zu diesem Bataillon gehörte auch die A-Kompanie, in der der 28-jährige Soldat Lawrence Burkett eingesetzt war.

Am 10. Dezember 1944 trat die deutsche Wehrmacht zum Gegenangriff an und ver-suchte die Amerikaner zurückzudrängen über die Saar in Richtung Frankreich. Auch am nächsten Tag versuchten die deutschen Truppen den Brückenkopf einzudrücken. An diesem 11. Dezember 1944 sah ein Kamerad, wie Burkett verwundet wurde, aber die Kämpfe waren so heftig, dass er nicht zu ihm kommen konnte. Später gelang es ihm schließlich doch, aber er meinte, der Körper Burketts war zu diesem Zeitpunkt schon erkaltet. Bis dahin hatte Burketts Regiment so große Verluste, dass weniger als die Hälfte der Männer überhaupt noch kampffähig waren. In dem intensiven Schlachtgeschehen konnte der Tote Burkett nicht mehr geborgen werden und die amerikanischen Soldaten mussten sich schließlich ganz aus der Gegend zurückziehen. Vermutlich wurde der Leichnam Burketts durch Granat-einschläge mit Erde zugedeckt, so dass er auch später nicht mehr aufgefunden werden konnte. So galt Lawrence Burkett seither in der Gegend um Dillingen als vermisst.


 

Die Suche nach Lawrence P. Burkett

 

Eine unmittelbar durch die Amerikaner eingeleitete Suche, brachte keine Ergebnisse zu Tage. Schon im April 1945 kamen sie zu dem Schluss, dass Burkett vermutlich bei den Kämpfen in der Gegend um Dillingen gefallen war. Burketts Frau Dora und die Eltern wurden darüber informiert. In den folgenden Jahren wandte sich die Witwe immer wieder an die amerikanischen Behörden, mit der Bitte um Bekanntgabe aller zu Todesumständen und Beisetzung vorliegenden Informationen. 1951 erhielt die Familie dann von der Regierung die Nachricht, dass alle Nachforschungen, den Verbleib der sterblichen Überreste betreffend, ergebnislos geblieben sind.

Dora Burkett und Ihre Kinder haben noch viele Jahre benötigt, um den Tod des geliebten Mannes und Vaters akzeptieren zu können. Dora, die nie wieder geheiratet hat, starb schließlich 1994, ohne jemals erfahren zu haben, was genau mit ihrem Mann geschah.

 

 

Sein Pastor W.E. Denny schrieb ihm folgenden Nachruf:

 

In loving memory of Lawrence P. Burkett, son of Mr. and Mrs. David Burkett, of Jefferson, was born February 12, 1916, and gave his life in service for his county, December 11, 1944, making his age 28 years, 9 month and 29 days.

He was married to Miss Dora Marsh, October 22, 1933, and to their union were born the following children: Gladys Ray, Mary Katherine and Billy Lawrence. Beside his father and mother, his loving wife and children, he leaves behind one brother, T.B. Burkett, of Dott, W.Va., three sisters, Mrs. Ella Miller, Clifton, Mrs. Viola Brown, of West Jefferson; and Mrs. Maxie Burkett, of Jefferson; with many other relatives and a host of friends to mourn for him.

He professed faith in Christ in his early life and untied with Friendship Baptist church where he remained and active member. He was one of our fine young men and took a very active part in the activities of the church, in Sunday School work and in the singing of songs. We shall always remember him for his sweet voice in song. He was one of the best bass singers we ever listened to. Possibly this was the first great characteristic of his live. The second was his fine personality. He made friends wherever he went and to know Lawrence was to love him and become his friend. And as it has pleased Almighty God to call him from us and to transplant him to the eternal realms of joy and bliss, let us all thank God for having let him live, with us here on earth and strive to meet him on the shores of Heaven when no partings will ever come.

He is not dead, but gone away. To Live in realms of Eternal Day.

 

 

Bergung im September 2006

 

Nachdem die ehrenamtlichen Umbetter des VBGO e.V. im Zuge einer Suchgrabung in einem Waldstück bei Dillingen auf Granatsplitter und Ausrüstungsgegenstände stießen fanden sie beim näheren Untersuchen der Fundstelle die sterblichen Überreste  eines amerikanischen Kriegstoten zusammen mit einer kompletten Erkennungsmarke der US-Army. Der Gefallene lag verschüttet in über 1,5 Meter Tiefe auf der Sole eines Schützengrabens. Name und Dienstnummer der Erkennungsmarke waren noch genau zu entziffern. In Zusammenarbeit mit den US Behörden wurde die Identität des Gefallenen als Lawrence Burkett geprüft und bestätigt. Das Schicksal des bis Dato Vermissten konnte somit fast 63 Jahre nach seinem Tod endgültig geklärt werden.


Überführung in die Heimat und Beisetzung im Familiengrab

 

Die aufgefunden Überreste von Lawrence P. Burkett wurden zunächst in das Central Identification Laboratory (CIL) auf Hawaii, zur weiteren Untersuchung überführt. Es ist Teil der amerikanischen Behörde JPAC (Joint POW/ MIA Accounting Command), welche weltweit nach gefangenen und vermissten US-Soldaten aus vergangenen Konflikten forscht. Auf Hawaii erfolgte auch ein Abgleich mit der DNA zwei seiner Cousins, welcher die Identität Burketts bestätigte. Im März des Jahres 2007 bekamen die Burkett-Geschwister schließlich von der Army die offizielle Nachricht, dass es sich bei den bei Dillingen gefundenen Gebeinen, um den vermissten Vater handelt. Für die Kinder Burketts, die so lange darauf gehofft hatten, etwas von Ihrem Vater zu hören, war das eine aufregende Nachricht. Gleichzeitig war dies für sie eine schmerzliche Erfahrung, die eine Vergangenheit aufwühlte, von der sie dachten, sie sei schon lange abgeschlossen.

 

Das Flugzeug, den mit der US-Flagge geschmückten Sarg Burketts an Bord, traf im Juni 2007 in der der Heimat ein. Lawrence Burkett wurde feierlich und mit allen militärischen Ehren auf dem internationalen Flughafen Raleigh-Durham empfangen. Besonders bewegend war der Moment, als die zwei Burkett-Schwestern, Sohn Bill und dessen Frau an den Sarg traten, um den Vater zu begrüßen. Alle waren so gerührt, dass sie kein Wort mehr sprechen konnten. Lawrence Burkett fand seine letzte Ruhestätte im Familiengrab auf dem Friedhof in seinem Geburtsort, gleich neben seiner geliebten Ehefrau Dora. Dort befindet sich auch die Kirche, in der er so häufig mit seiner tiefen Bassstimme Gott gepriesen hatte.

 

  

Guido Lewandowski – VBGO

Juli 2013